Der Gehängte Mann: Laut, der Geruch von verschüttetem Bier, angebranntem Fleisch und zu jeder Tageszeit voller ehrlicher Leute, die verzweifelte, verrückte oder peinliche Dinge tun, an die sie sich am nächsten Morgen nicht mehr erinnern.
Mein liebster Ort auf der ganzen Welt.
Gallard reibt sich am Ohr und sieht über seine Karten hinweg zu mir. „Nun, spielst du mit, oder nicht?“ Der arme Elf hat bislang vier Sovereigns verloren und die restliche Nacht sieht nicht besser für ihn aus. Er rutscht auf seinem Stuhl umher.
„Bin dabei.“ Ich werfe noch ein Silberstück auf den Haufen. „Ser Thrask?“ Der Templer starrt auf sein Kartenblatt, als ob die Heilige Andraste ihm erscheinen würde. Sie könnte, soweit ich weiß. Er hatte drei Bier und schwankt leicht.
Beim Klang seines Namens blickt Thrask von seinen Karten auf und sieht mich mit zugekniffenen Augen an. „Ihr blufft. Ihr könnt mich nicht täuschen, Zwerg.“
„Eure letzten drei Hände sagen etwas anderes“, murmelt Gallard, und reibt noch immer sein Ohr. Ihm fehlt dort ein Stück – er hat vor ein paar Jahren mit Glück einen Messerkampf in Dunkelstadt überlebt und kann die Hände nicht von seiner Narbe lassen, wenn er nervös ist. „Wenn Ihr mitgeht, sagt es, und macht ihm nicht nur schöne Augen.“
„Kannst du es ihm verdenken? Ich bin nun einmal furchtbar hübsch.“ Ich wische etwas imaginären Staub von meinem Mantel. Gallard muss sich zwingen, nicht zu lachen und es gelingt ihm, als die Tavernentür aufgeht.
„Varric Tethras? Hat jemand Varric Tethras gesehen?“ Der Bote trägt die Tracht der Händlergilde. Es ist weniger eine bestimmte Uniform, mehr eine sichtbare Aura der Selbstherrlichkeit. Er kommt nicht mehr als zwei Schritte herein, möglicherweise aus Angst, angegriffen zu werden, oder, was wahrscheinlicher erscheint, weil er keine Unterstadt auf seine Kleidung bekommen möchte.
„Nie von ihm gehört,“ schallt es ihm aus dem gesamten Raum entgegen. Der Bote steht einen weiteren Herzschlag lang im Türrahmen, blinzelt in die dunkle Taverne, dreht sich dann auf dem Absatz um und geht.
„Nun, Ser Ritter?“ Ich packe mein bezauberndstes Lächeln für Thrask aus, der daraufhin das restliche Bier in seinem Krug hinunterstürzt.
Der Templer nickt. „Ich gehe mit Eurem Silberstück mit und erhöhe um ein weiteres.“
„Ich bin raus.“ Gallard seufzt. „Und Ihr, Ser, seid verrückter als ein Beutel voller Vielfraße.“
„Bin dabei.“ Ich lächle erneut und gebe der Bedienung ein Handzeichen.
„Da ich nun viereinhalb Sovereigns an dich verloren habe, Varric, möchte ich eines wissen: Was ist das für eine Geschichte über deinen Bruder, der in die Tiefen Wege gehen möchte?“ Gallard lehnt sich nach vorne und seine Augen fangen das Licht wie bei einer Katze ein.
„Es ist noch keine große Geschichte. Ich werde warten müssen, und erzähle davon, sobald wir zurück sind.“ Die Bedienung bringt mir ein Glas Wein und ich mache ein großes Spektakel daraus, daran zu schnüffeln. Der Weinkeller des Gehängten Mannes ist schrecklich. Normalerweise trinke ich gar nichts hier. Ich bestelle Wein, weil es Leute in Tavernen nervös macht, wenn man die ganze Nacht damit verbringt, mit ihnen zu reden, ohne jemals ein Glas in der Hand zu halten.
„Niemand kehrt aus den Tiefen Wegen zurück“, brummelt Thrask. Er trinkt tatsächlich hier. Hätte ich seinen Posten, würde ich vermutlich auch mehr trinken.
„Vier-Finger-Eddie wettet mit einer Gewinnchance von Fünfzehn zu Eins gegen Bartrands Expedition, Varric.“ Gallard schüttelt seinen Kopf. Darauf vertrauen, dass die Coterie die Zahlen für meine Lebenserwartung berechnet. Ich lächle nur und schüttle meinen Kopf.
Die Tavernentür fliegt auf und ein weiterer Bote erscheint. „Varric Tethras? Ich muss Varric Tethras finden. Es ist eine wichtige Geschäftsangelegenheit.“
„Nie von ihm gehört.“
Der zweite Bote verschwindet.
Der Templer blickt finster drein. „Ihr werdet dort unten sterben. Ich habe Flüchtlinge aus Ferelden reden gehört. Ungeheuerliche Monster leben in der Dunkelheit.“
Der Elf nickt, reibt sein vernarbtes Ohr. „Ernsthaft, Varric. Lass Bartrand alleine gehen.“
Ich schüttle meinen Kopf erneut. „Thrask, geht Ihr mit?”
„Ich gehe mit.“ Thrask legt seine Karten auf den Tisch und lehnt sich zurück, abwartend.
„Vier Ritter.“ Ich lächle, sammle meinen Gewinn ein. „Ich würde die Wette nicht annehmen, Gallard. Ich bluffe nicht immer, weißt du?“
Anmerkungen[]
Die Kurzgeschichte wurde als eine von mehreren Begleiter - Geschichten im Jahr 2013 ausschließlich auf Englisch veröffentlicht und kann mittlerweile nicht mehr online aufgerufen werden. Das Original könnt ihr allerdings im Englischen Partnerwiki hier lesen. Der geschriebene Text ist ins Deutsche übersetzt worden und stellt keine offizielle Version dar.
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